In Nairobi kann sich wohl kein Besucher dem Zwiespalt entziehen, den man bei einem Besuch fühlt, wenn sich einem die krassen Unterschiede zwischen dem Lebensstandard der einheimischen Bevölkerung und dem der dort arbeitenden Experten oder Expatriots aufdrängen. Alle Informationen, die ich aus Reiseführern gewonnen hatte, ließen den Eindruck aufkommen, Nairobi sei chaotisch, dreckig und gefährlich. Das alles war Nairobi - einerseits. Chaotisch: Obwohl mit geschätzten 2,5 Millionen Einwohnern eine Metropole, wurde der Verkehr überwiegend durch Handzeichen, Hupen, Drängeln und Blickkontakte geregelt. Größe und Schnelligkeit des Fahrzeugs entschieden über das Fortkommen. Lediglich am Uhuru-Highway waren 4 oder 5 Ampeln installiert. |
Das Verkehrsbild wurde bestimmt durch alte, klapperige Pkw, enorm rußende Lkw und zerbeulte Matatus. Fußgänger mussten beim Überqueren der Fahrbahn auf der Hut sein, denn es wurde keine Rücksicht genommen. “Jump or die” hieß die Devise. Das galt auch für die vielen einheimischen Kleinverkäufer die in der Fahrbahnmitte ihre Waren anboten: Blumen, Uhren, Hunde, Geflügel, Zeitungen, Spielzeug und allerhand Schnickschnack. Viele Pkw - Fahrer waren nicht im Besitz eines Führerscheines, das galt besonders für die Matatu - Fahrer, die zudem häufig unter Drogen standen, um ihre langen Fahrzeiten ohne Nahrung durch zu stehen. Es gab keine Behörde oder Institution, die die Verkehrssicherheit der Fahrzeuge prüfte. Mit der Zunahme des Verkehrs im Laufe der neunziger Jahre wurde das Parkplatzproblem immer dringlicher. Parkraum stand im relativ kleinen Innenstadt - Bereich nur begrenzt zur Verfügung. Das Aufstellen von Parkuhren erwies sich als Flop: Die Parkuhren wurden permanent demontiert und genau so wie Gully Deckel und Telefondrähte auf dem Blechmarkt zu kleinen Kohleöfen, Grills und anderen Metallwaren umgearbeitet Danach wies die Stadtverwaltung in der Innenstadt gelb umrandete öffentliche Parkzonen aus, für die man bei Angestellten in gelben Overalls Parktickets kaufen konnte. Nur musste man die “Gelben Männlein” erst einmal finden. Auf allen anderen Parkplätzen konnte man sich gegen eine kleine Gebühr selbst ernannten Parkwächtern anvertrauen, die dafür sorgten, dass bei der Rückkehr das Fahrzeug noch vollständig war. Den selben Job versahen nach Dunkelheit die Nachtwächter, die in der Innenstadt die Geschäfte bewachten. Oft ging das Telefon nicht, weil wieder einmal einige Kilometer Telefondraht abgeschnitten und gestohlen waren. Der Strom fiel fast täglich mehr oder weniger lange aus, so dass in den Hotels, aber auch in den Privathäusern Kerzen immer griffbereit lagen. Zu den chaotischen Verhältnissen gehörte es auch, dass Flüge kurzfristig gecancelt wurden, weil kein Kerosin zur Verfügung stand. Abgeordnete der Regierungspartei bedrohten sich öffentlich in Zeitungsinterviews mit Ermordung, falls sie es wagen sollten, sich in bestimmten Bezirken aufstellen zu lassen. Kriminell: Nach einer Umfrage fühlen sich 58 % der Einwohner Nairobis nicht sicher und ca. 75% wagen es nach Einbruch der Dunkelheit nicht, sich in der Stadt zu Fuß zu bewegen. Um sich in Nairobi abends nach ca.19.00 h von A nach B zu bewegen, ist nur das Taxi oder der eigene Wagen das geeignete Fortbewegungsmittel, auch für kleine Strecken. Es sind schon Touristen wenige hundert Meter vom Eingang eines Luxushotels ausgeraubt worden, weil noch ein kleines Stückchen zu Fuß gehen wollten. Nicht umsonst wurde für die Stadt der Name “Nairobbery” geprägt. Der ursprüngliche Name “Uaso Ny Robi” (Ort des kalten Wassers ) als wie das weltberühmte Norfolk-Hotel die Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis markierte. Anfang des letzten Jahrhunderts begann danach gleich die Savannenlandschaft und viele Besucher des Hotels sollen mit ihrem Pferd direkt in die Bar des Hotels geritten sein, darunter auch bekannte Schauspieler. Fama est. Auch heute noch lohnt sich der Besuch des Hotels, um in seinem Innenhof die Ruhe und das elegante Ambiente bei einem Kaffee oder einem Drink zu genießen. Diebstahlkriminalität und Carjacking sind an der Tagesordnung wie in allen Weltmetropolen, wo der krasse Unterschied zwischen Arm und Reich besteht. Man schätzt, dass in Nairobi bis zu 1,5 Million Menschen in Slums leben, von denen Kibari und Mathare-Valley nur die größten und bekanntesten sind. Die Bürger Nairobis, die außerhalb der Slums leben, sind den schlechten Ruf ihrer Stadt leid und neigen gelegentlich zur Selbstjustiz, wenn sie einen Dieb ertappen. Slums und die Gegend um die River-Road gehören für Weiße zu den absoluten No-Go-Areas. Beherzigt man aber einige Verhaltensregeln, dann ist Nairobi sicherlich nicht gefährlicher als andere Großstädte in der Dritten Welt oder in Europa. Tagsüber kann man sich in der Innenstadt relativ gefahrlos bewegen, auch zu Fuß. Allerdings gehört es zu den Vorsichtsmaßnahmen, sich nicht üppig mit Schmuck zu behängen, teuer aussehende Handtaschen in der Hand zu halten oder eine teure Kameraausrüstung mit sich herum zu tragen. Fährt man mit dem Wagen, sollte man die Fenster geschlossen halten, bei Stillstand den Innenraum verriegeln und nicht bei geöffneten Fenstern den Arm mit einer Uhr auf die Fensterkante legen. Es empfiehlt sich auch nicht, eine Gürteltasche oder Brustbeutel zu tragen, beides kann schnell abgeschnitten oder entrissen werden. Es gibt Geld- und Dokumententaschen, die man zwar mit einer Schlaufe am Gürtel trägt, die aber nach innen in die Jeans geklappt werden, so dass sie am Körper getragen werden. Tagesrucksäcke trägt man vor dem Bauch und legt seinen Arm darüber. Telefonieren mit dem Handy auf der Straße ist auch nicht empfehlenswert. Bargeld sollte man in abgezählten Bündeln in der Hosentasche tragen. Bei freundlichen Angeboten, Ihnen den Weg zu zeigen o.ä. seien Sie vorsichtig. |