Eine kenyaische Mittelstandsfamilie braucht ca. 400,- bis 600,- € monatlich, um nach europäischen Maßstäben gut zu leben, wie die Familie von Peter Wainaina, bei der wir einen Tag eingeladen waren. Seine Frau ist Lehrerin an einer Grundschule, er selber ist ausgebildeter Verwal tungsfachmann. Sie besitzen ein eigenes Haus außerhalb Nairobis mit Elektrizität und Wasserbrunnen und einen gebrauchten Mittelklasse-Pkw. Sein Vater war Bankangestellter und betreibt mit dem Großvater eine kleine Gemüse-Plantage vor den Toren Nairobis.

 

Peter hatte uns zu sich nach Hause eingeladen. Wie üblich kauften wir ein kleines Gastgeschenk und fuhren zum Lunch zu ihm. Seine Familie, Frau, Töchterchen, 2 Schwägerinnen, 3 Cousins und einige Nachbarn erwarteten uns. Voller stolz zeigte er sein haus mit eigener Wasserversorgung durch einen Brunnen und Elektrizität. Nachdem wir Smalltalk bei einer Tasse Tee gemacht hatten, setzten wir uns an den Tisch zum Essen. Natürlich gab es, wie bei einer Einladung von Gästen üblich, nur das Beste: Ziege. Nicht eine Keule oder Nacken. Auf einer großen Platte wurde der Brustkorb, also die Rippen, im ganzen Stück serviert. Für meinen Geschmack nicht gerade ein appetitlicher Anblick. Aber beleidigen durften wir unseren Gastgeber auch nicht, und so schnitt ich mir mit dem Messer ein kleines Stück ab. Streng, fettig und wabbelig. Na ja.

Danach fuhren wir mit der ganzen Familie zur Gemüseplantage seines Vaters.Der war ehemaliger Bankangestellter, 67 Jahre alt, und bewirtschaftete mit Peters Großvater, 100 Jahre alt, eine kleine Gemüseplantage, deren Erzeugnisse Nach Nairobi auf den Markt geliefert wurden. Auf der Plantage gab es keinen Strom, um z.B. Bewässerungspumpen anzutreiben. Die beiden alten Herren schleppten täglich an die 250 - 300 Wassereimer in dem hügeligen Gelände vom Bach im Tal zu ihren Gemüsebeeten.

Der Großvater erzählte uns vergnügt, wie er als junger Mann mit einer Holzkeule einen Geparden erlegt hatte.

 

Wie wir zwei Jahre später erfuhren, wurde auch Peter ein Opfer seiner afrikanischen Mentalität. Obwohl gebildet und als Verwaltungschef der Deutschen Schule Nairobi auf einem qualifizierten Arbeitsplatz, konnte auch er nicht dem Drang nach noch mehr Lebensqualität widerstehen und wurde bei Betrügereien erwischt und darauf hin entlassen.

 

 

Diese Nachricht erhielten wir von der Leiterin des Internats, Mrs. Akoro, als wir 2008 im Boarding House   der Deutschen-Schule-Nairobi für ein paar Tage übernachteten. Die Schule liegt in einem Vorort abseits von Smog und Lärm. Mrs. Akoro ist eine tatkräftige Frau, voller Humor und Herzlichkeit.

Die Zimmer sind groß und sauber, aber mit leichten Gebrauchsspuren. Sie stehen Gästen nur in den Ferienzeiten der Schüler zur Verfügung. Auch UN-Mitarbeiter aus aller Herren Länder trifft man dort, so dass für interessanten Gesprächsstoff gesorgt ist.